Erstes Symposium "Recent Advances in Therapeutic Approaches"
Am 5. und 6. Dezember 2024 fand auf dem Campus Westend der Goethe-Universität in Frankfurt zum ersten Mal das Symposium "Advances in Therapeutic Approaches" statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von den Forschungsverbünden EnABLE, PROXIDRUGS und dem Leistungszentrum TheraNova organisiert. Es richtete sich an die Mitarbeitenden der beteiligten Forschungsverbünde sowie alle weiteren Interessierten.
Das Programm umfasste verschiedene Themenbereiche zur Identifizierung neuartiger Wirkstoffe und deren mögliche Umsetzung in klinische Anwendungen. Im Fokus standen dabei proximitätsinduzierende Moleküle sowie RNA-basierte Therapeutika. Technologische Fortschritte in Bereichen wie Bildgebung und computer-gestützte Anwendungen ermöglichen ein gezieltes Screening von Wirkstoffkandidaten und können somit nicht nur zur Aufklärung von Krankheitsmechanismen genutzt werden, sondern erleichtern ebenfalls die Entwicklung personalisierter Therapien.
In den letzten Jahren ist der gezielte Proteinabbau, targeted protein degradation (PTD), zu einem vielversprechenden Ansatz zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze avanciert. Diese Methode ermöglicht es Proteine als Zielstrukturen zu nutzen, die bislang aufgrund ihrer Eigenschaften nicht mit traditionellen pharmakologischen Ansätzen für die Entwicklung von Therapien zugänglich waren. Radosław Nowak, Professor für „Immune Engineering and Drug Discovery“ am Universitätsklinikum in Bonn, und Nicolas Thomä, Professor und Leiter des Lehrstuhls für interdisziplinäre Krebsforschung an der Fakultät für Lebenswissenschaften der EPFL in Lausanne, teilten beide in ihren Vorträgen aktuelle Erkenntnisse zum zielgerichteten Abbau verschiedener Transkriptionsfaktoren mit Hilfe von Molecular Glues.
Stefanie Kaiser, Professorin für pharmazeutische Chemie an der Goethe Universität Frankfurt, gab Einblicke, wie Modifikationen von RNA im Kontext von Therapien und zu diagnostischen Zwecken genutzt werden können. Maike Windbergs, Professorin für pharmazeutische Technologie, griff in ihrem Vortrag Aktuelles im Bereich der Entwicklung von Nanopartikeln auf. Diese können z. B. für verschiedene Wirkstoffformulierungen verwendet werden und eine zielgerichtete Aufnahme in Zellen vermitteln. Darüber hinaus können Nanopartikel selbst therapeutische Effekte haben und z. B. anti-entzündlich wirken. Mathias Munschauer, Inhaber der Willy Robert Pitzer Stiftungsprofessur für Molekulare Virologie an der Goethe Universität Frankfurt, stellte in seinem Vortrag neue Methoden vor, um die molekularen Wechselwirkungen zwischen Viren und ihren Wirten näher zu beleuchten. Ein besseres Verständnis des RNA-Interaktoms – also der viralen RNA sowie daran gebundene Wirtsproteine – können Aufschluss über Wirtsabhängigkeiten und Abwehrmechanismen geben und somit als Basis für die Entwicklung neuartiger antiviraler Therapien dienen. Harald Schwalbe und Anna Wacker, beide vom Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie der Goethe Universität Frankfurt, berichteten in ihren Beiträgen über neuartige Methoden, die es ermöglichen komplexe RNA-Strukturen darzustellen. Diese Erkenntnisse können genutzt werden, geeignete Zielstrukturen und Moleküle für therapeutische Interventionen zu identifizieren.
In einem weiteren Themenblock wurden zentrale Krankheitsmechanismen und deren potenzielle Anwendung in der personalisierten Medizin behandelt. Krishnaraj Rajalingam, Professor für Zellbiologie an der Universitätsmedizin Mainz, stellte RAS und C-MYC in den Fokus seines Vortrages. Die RAS Proteinfamilie war lange Zeit nicht durch klassische pharmakologisch entwickelte Moleküle erreichbar. Es gibt natürlich vorkommende Pflanzenstoffe, die gezielt in die Signalweiterleitung von RAS Proteinen und C-Myc eingreifen. Diese Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer Behandlungsoptionen für verschiedene Krebsarten sowie Autoimmunerkrankungen genutzt. Andrea Ablasser, Professorin für Lebenswissenschaften an der EPFL in Lausanne, berichtete in ihrem Vortrag über Mechanismen der angeborenen Immunität und welche Rolle sie sowohl unter physiologischen Bedingungen als auch bei der Entstehung verschiedener Krankheiten spielen. Maria Vehreschild, Professorin für Infektiologie an der Goethe Universität Frankfurt, präsentierte in ihrem Vortrag Möglichkeiten, das menschliche Darmmikrobiom für therapeutische Zwecke zu nutzen.
Neben den eingeladenen Vortragenden bot das Symposium Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus der Region die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse vorzustellen. Sarah Köllner und Varun Shah stellten ihre Arbeiten zu Sortilin-spezifischen Degraders sowie der Entdeckung und Entwicklung neuartiger Molecular Glues vor. Bhavesh Parmar und Martin Schwalm präsentierten in ihren Vorträgen Methoden, die die Charakterisierung und die Entwicklung von Degradern nachhaltig erleichtern und verbessern. Uxia Gestal-Mato präsentierte einen neuen Tumorimmunevasionsmechanismus, der vor allem bei Leberkrebs eine wichtige Rolle spielen könnte.
Insgesamt war das Symposium "Recent Advances in Therapeutic Approaches" ein großer Erfolg – mehr als 70 Teilnehmende konnten sich an zwei Tagen zu aktuellen Entwicklungen im Bereich neuartiger Therapien mit renommierten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen austauschen und sich miteinander vernetzen. Die Forschungsverbünde planen eine regelmäßige Durchführung dieses Symposiums.