Winter School 2024

Gemeinsame Winter School mit Fraunhofer CIMD in Bad Nauheim

© Fraunhofer CIMD | Stefan Franke
© Fraunhofer CIMD | Stefan Franke
© Fraunhofer CIMD | Stefan Franke

In diesem Jahr hat das Leistungszentrum TheraNova gemeinsam mit dem Fraunhofer CIMD eine dreitägige Winter School in den Räumlichkeiten des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung (MPI HLR) in Bad Nauheim durchgeführt. Die Veranstaltung richtete sich an die Promovierenden und Postdocs aus den beiden Verbünden sowie weitere Interessierte. Das Programm orientierte sich an den vier großen Themenfeldern der Fraunhofer-Gesundheitsforschung: Devices, Drugs, Data und Diagnostics (4Ds). Neben zahlreichen Vorträgen von internen und externen Expertinnen und Experten standen die Vernetzung sowie der Austausch der Teilnehmenden im Vordergrund.

Der erste Tag stand im Zeichen von „Diagnostics und Devices“. Prof. Jürgen Schäfer, Leiter des Zentrums für unerkannte und seltene Erkrankungen am Universitätsklinikum Marburg, gab einen Überblick über Diagnosemöglichkeiten seltener Erkrankungen und wie diese Erkenntnisse auch für herkömmliche Krankheiten genutzt werden können. Maximilian Aretz aus dem Frankfurter Büro von Covington & Burling LLP ging in seinem Vortrag auf die Neuerungen bei der Durchführung klinischer Studien ein, die das Medizinforschungsgesetz mit sich bringt. Dr. Conny Blumert, Leiterin der Arbeitsgruppe Next-Generation Diagnostics am Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie, referierte über das Potential verschiedener Next-Generation-Sequencing (NGS) und multi-Omics Methoden und welche Hürden für eine breite, klinische Anwendung solcher neuer Verfahren noch zu bewältigen sind. Marc Kern, Mitgründer des Startups Implify, stellte seinen persönlichen Werdegang sowie das Konzept von Implify zur Automatisierung der Lagerhaltung in Zahnarztpraxen vor.

Nach einer ersten Poster Session hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit sich in einem interaktiven Format über berufliche Einstiegsmöglichkeiten bei Sanofi zu informieren. Besonders anschaulich waren die Beiträge von Thomas Kreuzberg und Leonard Blum: Beide haben ihre Wege zu Sanofi kurz umrissen und Einblicke in ihre derzeitigen Tätigkeitsbereiche - Laborleitung und Customer Experience – gegeben. Anschließend hatten die Teilnehmenden Zeit Fragen rund um den Karriereeinstieg sowie Weiterbildungsmöglichkeiten bei Sanofi zu stellen. Den wissenschaftlichen Abschluss des Tages machte Dr. Magdalena Figat, die als Assistenzärztin am Uniklinikum Frankfurt im Bereich Translationale Rheumatologie, Immunologie und Entzündungsmedizin arbeitet und forscht. In ihrer Präsentation zum Thema Psoriasis Arthritis hob sie besonders hervor, dass im Bereich der Entzündungsmedizin interdisziplinäre Diagnosen essenziell sind, um die Patienten so früh wie möglich zielgerichtet behandeln zu können.

Dem schlechten Wetter zum Trotz gab es im Anschluss an das wissenschaftliche Programm eine geführte Tour durch Bad Nauheim, die entlang der Kuranlangen sowie der Spuren seiner berühmten Gäste führte. Das kleine, beschauliche Städtchen im Wetteraukreis genießt einen überregionalen Ruf als Gesundheits- und Jugendstilstadt und konnte seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche internationale Gäste begrüßen. Auch heute noch sind die ansässigen Kliniken sowie das dortige Max-Planck-Institut (MPI) führend in der Behandlung bzw. Erforschung von Herz-, Lungen-, Gefäß- und rheumatischen Erkrankungen.   

Am zweiten Tag lag der Themenschwerpunkt auf dem Bereich „Data“. Philipp Herrmann vom Fraunhofer Institut für Internationales Management und Wissensökonomie stellte am Beispiel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojektes Datacare vor, welches Potential die Nutzung von Gesundheitsdaten mit sich bringt und welche praktischen Herausforderungen es mit ihrem Umgang zu lösen gilt. Passend zu dieser Thematik gab Dr. Sebastian Bretthauer, Projektleiter in der Forschungsstelle Datenschutz an der Goethe Universität Frankfurt, im Anschluss tiefere Einblicke in die Datenschutzgrundverordnung.

Dr. Amy Whitbread ist Chief Scientific Officer des fem-tech Startup theblood aus Berlin. Das Startup entwickelt einen Menstruationsbluttest und will damit einen aktiven Beitrag leisten, den Gender Data Gap zu schließen. Ralf Heyder leitet die Stabsstelle Externe Vernetzung und Strategische Kooperationen der Charité und die Koordinierungsstelle des Netzwerk Universitätsmedizin (NUM). Das NUM wurde während der Corona Pandemie gegründet und soll dazu beitragen standortübergreifend nutzbare Forschungsinfrastrukturen zu schaffen, um im Krisenfall die klinische Versorgung zu managen und gewährleisten.

Als kleinen Exkurs zum wissenschaftlichen Programm gab Herr Dr. Matthias Heil, Verwaltungsleiter des MPI-HLR, einen kurzen Abriss über die Entstehungsgeschichte des Instituts: Der heutige Altbau entstand in den 1930er Jahren mit Mitteln aus der William G. Kerckhoff-Stiftung und wurde als Kerckhoff-Institut eröffnet. In den 1970er Jahren ging das Institut schließlich in die Max-Planck-Gesellschaft über. Neben Einblicken in die Geschichte und die thematische Ausrichtung des Instituts gab es einen Rundgang durch verschiedene Einrichtungen und Labore.

Der dritte Tag beschäftigte sich mit „Drugs“. Prof. Dr. Aimo Kannt, Leiter des Forschungsbereiches Drug Discovery des Fraunhofer ITMP, stellte in seinem Vortrag neue Arzneimittelklassen vor. Er ging dabei unter anderem auf Gen- und Zelltherapien sowie auch RNA-basierte Arzneimittel ein, die bereits in der klinischen Anwendung sind.

Nach einer kurzen Kaffeepause hatten die Teilnehmenden Gelegenheit in einem Workshop ein eigenes, interdisziplinäres Forschungsprojekt zu entwerfen und im Plenum vorzustellen.

Die gemeinsame Winter School des Leistungszentrums TheraNova und dem Fraunhofer CIMD bot den Teilnehmenden neben einem breitgefächerten wissenschaftlichen Programm auch Möglichkeiten zur beruflichen Orientierung in der Industrie sowie genügend Raum die eigenen Arbeiten zu präsentieren und zu diskutieren. Insgesamt war die Veranstaltung damit eine erfolgreiche Fortführung der Bestrebungen im Bereich der Nachwuchsförderung beider Verbünde. Wir bedanken uns bei allen Vortragenden und Teilnehmenden für ihre wertvollen Beiträge und Impulse.